Islamische Philosophie, moderne Physik und die Idee der Einheit der Natur: Bildungsphilosophische Potenziale einer kulturübergreifenden Vereinbarkeitsfrage
Dissertation - Fakultät 1 - Philosophie / Ethik
Status:aktuell laufendes Vorhaben
Kurzinhalt:Das Promotionsvorhaben greift ein in vielfacher Hinsicht kulturübergreifendes Thema auf, nämlich das der philosophisch geprägten theologischen Interpretation einiger grundlegender Theorien und Einsichten der modernen Physik hinsichtlich ihrer bildungstheoretischen Relevanz im interkulturellen Kontext. Konkret soll dabei untersucht werden, wie zeitgenössische Naturwissenschaftler*innen, Philosoph*innen und Theolog*innen, die sich sowohl als gläubige Muslim*innen, als auch als Vertreter*innen von naturwissenschaftlichen Erklärungsmodellen der organischen wie anorganischen Welt sehen, mit den auf den ersten Blick sehr unterschiedlichen und sich widersprechenden Perspektiven aus ihren zwei weltanschaulich profilierten Diskursräumen auf konzeptioneller Ebene umgehen. Die Fragestellung ist sehr vielschichtig und richtet ihren Blick nicht auf eine bereits vollzogene Vergangenheit, sondern auf aktuell stattfindende Bildungs- und Diskursprozesse. Diese werde hier vorrangig untersucht anhand von aktuellen philosophischen und islamisch-theologischen Werken international anerkannter und einflussreicher theoretischer Physiker mit muslimischem Hintergrund. Diese sehr spezielle Personengruppe ist aus mehreren Gründen interessant. Zum einen gehören sie zur Bildungselite der islamischen Welt, die es jedoch auch vermag sich vor einem nicht muslimisch geprägten Publikum mit abendländischem Bildungshintergrund verständlich zu artikulieren. Zum anderen stehen sie vor der Herausforderung ihre durch die moderne Naturwissenschaft geprägte Sicht auf die empirische Wirklichkeit der Natur in ein Verhältnis zu muslimischer Identität zu setzen, das ihre gleichzeitige Zugehörigkeit zu beiden kulturellen Sphären denkbar und nachvollziehbar macht. Die eignet sich hervorragend zur Untersuchung, welche philosophisch-theologischen Wege der Konsistenz- und Kohärenstiftung von Welt- und Selbstbild sich im Zuge naturwissenschaftlicher Bildung bei gleichzeitigem Wunsch der Harmonisierung mit beispielsweise muslimischer Identität besonders bewähren. Gleichzeitig bietet dieser Forschungsgegenstand einen tiefen Einblick in den Stand des Science-and-Religion-Diskurses in der islamischen Welt und in die vielfältigen historischen Theoriestränge, die sich dabei in den letzten Jahrzehnten als Referenzen einer neuen, philosophisch-theologisch geschulten Bildungselite herausschälen. Auch in dieser Hinsicht ist das Thema dieser Studie kulturübergreifend: Weil sie zeigt, wie auch schon ältere philosophisch-theologische Traditionen auch unter den geänderten Bedingungen der Gegenwart durch eine reflektierte Aktualisierung fruchtbar gemacht werden können. Seine bildungsphilosophische Abrundung erfährt diese Studie durch eine systematische Reflexion über die hier dargestellte Weise der identitätsbezogenen Kohärenzstiftung hinsichtlich ihrer emanzipatorischen und transformatorischen Potenziale, aber auch hinsichtlich der aus dem Integrationsanspruch der Autor*innen resultierenden Engführungsrisiken.
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Projektdauer:01.07.2022 bis 31.01.2027
Projektbeteiligte:

Prof. Dr. Philipp Thomas

Finanzierungsträger:
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Verweis auf Webseiten:
Projekthomepage
keine
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keine
Erfasst von Prof. Dr. Philipp Thomas am 11.07.2022
Zuletzt geändert von Prof. Dr. Philipp Thomas am 11.07.2022
    
Projekt-ID:260