Forschungs- & Publikationsdatenbank

  
Publikation Nr. 1907 - Details

Stange C. (Hrsg.) (2015). Musik bewegt. (Band 65) Altenmedingen: Hildegard Junker.



Abstract
Musik ist immer auch durch Bewegung bestimmt und wird als Bewegung erlebt. Das wird auf mehrfache Weise deutlich.
Musik durchläuft stets eine Strecke der realen Zeit; ihre Dauer lässt sich in Sekunden, Minuten, Stunden messen. Musik bewegt sich ferner auch in einer künstlichen Eigenzeit, gemessen oder zu messen in Metronomzahlen. Viele Komponistinnen und Komponisten legen den Verlauf und die Dauer ihre Werke metronomisch fest; aber nicht alle Musizierenden halten sich an diese Vorgaben. Die musikbezogene Zeit – ihr Tempo – bestimmt, neben anderen kompositorischen Mitteln, den Charakter einer Musik oder trägt zumindest zu ihm bei. Die Musizierenden haben in dieser Hinsicht einen Spielraum oder legen ihn selbständig fest. Solche Veränderungen können die Struktur oder das Erleben neu bestimmen. Außer dem Tempo (der Grundgeschwindigkeit) sorgt auch das Innenleben einer Musik – drittens – für die Lebendigkeit der musikalischen Bewegung, indem verschieden lange Töne, Klänge, Verzögerungen, Beschleunigungen und Pausen zu Bewegungsgestalten geformt werden.
Und schließlich setzt Musik ihre Spieler und Hörer in Bewegung – in seelische und in körperliche Bewegung oder Bewegtheit, zumeist in beides zugleich und komplementär. Die drei bisher genannten Bewegungsweisen oder -merkmale bewirken unsere eigene Bewegung oder Bewegtheit zu einer und durch eine Musik. Das führt zum Beispiel zu der Erscheinung, dass eine Musik für den einen langsamer bewegt erscheint als für eine andere.
Die Bewegungen der Spieler und der Hörer, die von den musikbezogenen Bewegungen ausgelöst werden, führen zu unterschiedlichen Bewegungsreaktionen – zu Tänzen (oder: zum Tanzen); zu frei gestalteter Choreografie (berühmtes Beispiel: John Neumeyers getanzte Matthäuspassion); zu unbewussten Bewegungen – durchaus nicht nur von Säuglingen; zu einfachen bis primitiven Körperreaktionen; zu inneren Bewegungsgefühlen; oder auch zum Dirigieren im stillen Kämmerlein.
Was viel zu oft übersehen und versäumt wird, ist die Tatsache, dass Bewegung ein Teil von Musik ist und dass deshalb die innere Bewegtheit, die äußere Bewegung und auch die Beschäftigung mit diesem Phänomen zum Verstehen von Musik beitragen.
Die verschiedenen Beiträge dieser Ausgabe machen die­se Beschäftigung als eine musikpädagogische Aufgabe deutlich und sind als Aufforderung zu verstehen, sie als Chance in den Musikunterricht einzubeziehen.


Attribute:
Sprache:
Art der Begutachtung: kein Peer Review
Print: Ja
Online: Nein
Datenmedium: Keine Angabe